Das Facebook-Video: Einbruch oder PR-Gag?
Montagmorgen hatte ein Video auf der Facebook-Seite des SC Paderborn deutschlandweit für Aufsehen gesorgt. In dem Posting hieß es:
[quote_box_center]In der Nacht von gestern auf heute wurde bei uns in der Benteler-Arena eingebrochen. Zurzeit laufen die Ermittlungen. Sobald es etwas neues gibt, teilen wir es Euch über die Vereinsmedien mit![/quote_box_center]Auch Vereinssprecher Matthias Hack bestätigte den Einbruch gegenüber den Medien.
Einige Stunden später erfolgte dann die Auflösung: Alles nur gestellt! In Wirklichkeit handelte es sich bei dem Video um eine Aktion im Rahmen der Marketing-Kampagne Lass mal #ERSTKLASSIGbleiben. In dem anschließend veröffentlichten Bekenner-Video sind drei maskierte Männer zu sehen, die Werbematerial aus der Arena klauen, um diese in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in der Stadt zu verteilen. Am Ende des Videos lüften die Männer nacheinander ihre Masken und geben sich als die SCP-Spieler Marvin Bakalorz, Elias Kachunga und Uwe Hünemeier zu erkennen.
[pull_quote_center]Wir geben’s zu, das war unkonventionell, aber so sind wir: Jung und frech! Vielen Dank, dass ihr so aufmerksam seid und so sehr hinter unserem SCP steht! Lass mal #ERSTKLASSIGbleiben (SC Paderborn 07 auf Facebook)[/pull_quote_center]Unterschiedliche Reaktionen im Netz
Während das Video innerhalb weniger Stunden mehrere Tausend Aufrufe erreichte, fielen die Reaktionen im Netz zunächst sehr unterschiedlich aus. Auf Facebook schwankten die Meinungen beispielsweise zwischen „Peinlich und albern!“ und „Sehr schöne Sache!“. Die Mehrheit spricht sich mittlerweile aber positiv für die Aktion aus:
Oliver T.:
[quote_box_center]Sehr schöne Sache! Wunderbar, wie sich jetzt die Menschen empören, die auf das Video reingefallen sind…[/quote_box_center]
Robert W.:
[quote_box_center]Da in der Gegend um das Stadion in letzter Zeit echte Einbrüche stattgefunden haben, ist das Video leider nicht ganz so lustig![/quote_box_center]
Robert P.:
[quote_box_center]Gute Aktion so. Das macht die Jungs richtig sympathisch und auch den ganzen SCP. Weiter so und kämpfen bis zur letzten Minute diese Saison![/quote_box_center]
Verena P.:
[quote_box_center]Sorry, aber alleine für „So sind wir, jung und frech“ muss euch jegliche Lizenz entzogen werden… Habt ihr da jetzt einen Praktikanten an eurer FB Seite sitzen? Peinlich und albern, nicht mehr[/quote_box_center]
Manuel K.:
[quote_box_center]So eine Aktion muss ein Bundesliga Verein erstmal bringen! #grandios[/quote_box_center]
Mazzarino M.
[quote_box_center]War Süleyman Koc Fahrer?[/quote_box_center]
Kritik in der Presse: „Das ist eine Frechheit!“
Die deutsche Presse reagierte auf das PR-Video überwiegend irritiert bis verärgert. Die Deutsche Presseagentur bezeichnete die Aktion als „irreführend“ und der Sport-Informationsdienst gar als „peinliches Eigentor“, das für „reichlich Kopfschütteln“ gesorgt habe: „Mit dieser fragwürdigen Aktion hat sich Paderborn aber im Abstiegskampf wohl keinen Gefallen getan.“ (nachzulesen auf zeit.de)
Auch das Westfalen Blatt urteilt in seiner Berichterstattung, dass der „angebliche PR-Gag“ insgesamt „schlecht angekommen“ sei. Chefredakteur Ulrich Windolph wird in seinem Kommentar sogar noch deutlicher:
[pull_quote_center]Nein, Herr Hack, diese Aktion war nicht »frech«, sie ist eine Frechheit. […] Was als Gag gemeint gewesen sein mag, endet im Fiasko. […] Ärger, Häme und Spott sind nun Ihr Lohn.[/pull_quote_center]Ähnlich sieht es der WDR, der schreibt: „Als ob sie beim SC Paderborn nicht genug mit dem Klassenerhalt zu tun hätten.“
Die großen Tages- und Wochenzeitungen schließen sich der kritischen Beurteilung an. Die FAZ schreibt:
[pull_quote_center]Für einen Aprilscherz kommt dieser Gag eigentlich ein wenig zu spät. Mit einem fingierten Einbruch in sein Stadion hat der SC Paderborn auf fragwürdige Weise Aufmerksamkeit in den sozialen Netzwerken erregt. (Frankfurter Allgemeine Zeitung)[/pull_quote_center]Die BILD kommentiert: „Paderborn bricht bei sich selbst ein! Fraglich, ob eine solche Aktion im Abstiegskampf wirklich hilfreich ist…“. Die Ruhr-Nachrichten sprechen von einem „missratenen PR-Gag“.
Auch der Sportsender sport1 bezeichnete die Aktion auf seiner Website als „fragwürdigen Werbegag“. Ähnlich wie sport1 hatten allerdings zuvor zahlreiche Medien das Video ernst genommen und darüber berichtet. Entsprechende Meldungen kursieren zum Teil noch bis heute im Netz — RP Online, sportal.de — werden mittlerweile aber bereits auf die aktualisierte Berichterstattung umgeleitet. Auch lehnen viele Meldungen an den kritischen Beiträgen von dpa und SID an und wurden lediglich um ein paar eigene kritische Zeilen ergänzt.
Polizei prüft rechtliche Schritte
Die örtliche Polizei nahm die Werbeaktion insgesamt zwiespältig auf: Zwar haben die Verantwortlichen die Behörden eine Woche zuvor über den geplanten Fake-Einbruch informiert, dass dieser aber auch per Video im Internet verbreiten werden würde, wusste die Polizei nicht. Der Verein habe die Öffentlichkeit „an der Nase herumgeführt“, es hätten sich Medien aus aller Welt wegen des angeblichen Einbruchs gemeldet, erklärten die Beamten. Man habe sogar rechtliche Schritte gegen die Aktion geprüft, wofür es letztlich aber keine hinreichende Grundlage gegeben habe.
In wenigen Stunden über 100.000 Aufrufe
Insgesamt scheint das Ziel der Marketing-Aktion aber voll aufgegangen zu sein: Die „größtmögliche Aufmerksamkeit“, die sich Pressesprecher Matthias Hack von dem Video erhofft hat, ist innerhalb weniger Stunden eingetreten. Das Video wurde mittlerweile fast 200.000 mal bei Facebook aufgerufen. Entsprechend kommentiert Facebook-User Sascha M.:
[pull_quote_center]Das Videos hatte in 6 Stunden über 100.000 Aufrufe! PR gelungen, ihr seid frech und alternativ! (Sascha M. – Facebook)[/pull_quote_center]Ob sich diese Aufmerksamkeit auch positiv auf den Abstiegskampf auswirkt — was ja die eigentliche Absicht der Aktion Lass mal #ERSTKLASSIGbleiben sein soll — bleibt noch abzuwarten.
[quote_center]Was haltet ihr von der Aktion? Trägt sie positiv zum Abstiegskampf bei?
Und was sagt ihr zu den Reaktionen in der Öffentlichkeit? [/quote_center]
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