Das ZDF sendete einen Beitrag über ihn, die Deutsche Presseagentur setzte eine Meldung auf, die unter anderem der Stern, die Welt, der Focus und Greenpeace übernahmen. Der WDR sendete einen Radiobeitrag und auch RP-Online schreibt über diesen Paderborner: Willi Ernst. Was hat er nur gemacht, dass sich die Medien so „auf ihn stürzen“? Hat er ein schlimmes Verbrechen begangen, einen wichtigen Preis gewonnen oder eine berühmte Schauspielerin geheiratet? Nein. Er hat einfach nur geholfen. Und das scheint dieser Tage besonders außergewöhnlich zu sein.
Ein Öko-Pionier setzt sich für Gerechtigkeit ein
Willi Ernst (61) ist in Paderborn als Öko-Pionier bekannt: Engagiert in der Anti-Atomkraft-Bewegung gründete er in den 1980er einen „Fuckelladen für Ökokrams“, wie er es ausdrückt. Daraus entwickelte sich in den Folgejahren ein erfolgreiches Unternehmen für Solartechnik, das er 2006 verkaufte und mit dem Erlös die Biohaus-Stiftung für Umwelt und Gerechtigkeit gründete. Und um Gerechtigkeit ging es ihm auch bei der syrischen Familie Sbahi, die über Ägypten, Libyen und das Mittelmeer nach Deutschland geflüchtet ist.
Das Gebäude der Stümpelschen Mühle nutzt Ernst als Wohnraum und Zentrum der Stiftung, das künftig noch weiter ausgebaut werden soll. Die bislang noch ungenutzten Räume stellt er nun der sechsköpfigen Familie aus Syrien zur Verfügung und vermietet sie zur Unterbringung von Flüchtlingen an die Stadt: „Solange ich den Platz habe, werde ich ihn Flüchtlingen zur Verfügung stellen und an die Stadt vermieten“, erklärte Willi Ernst der Deutschen Presseagentur.
Familie Sbahi ist froh, bei Willi Ernst zu sein
Auch auf dem ehemaligen Firmengelände hat Ernst bislang 40 Flüchtlinge untergebracht. Außerdem ermöglicht er es der Stadt Container aufzustellen, um noch weitere Unterkünfte bereitstellen zu können. Familie Sbahi ist jedenfalls froh, bei Willi Ernst untergekommen zu sein, nachdem eine Bombe ihr Haus in Aleppo zerstört hatte. „Ich empfinde eine Verantwortung derjenigen, die es sich leisten können, für andere einzutreten“, erklärt Ernst sein Engagement. Vor allem die jüngste Tochter Hanan kann „nach dem schrecklichen Fluchtweg“ und den traumatisierenden Erlebnissen in Syrien dank Willi Ernst nun wieder etwas lächeln.
Herzlichkeit und Engagement in Paderborn
An das westfälische Essen muss sich Vater Hussam (55) zwar noch gewöhnen, wie er der dpa lachend erzählt, aber dafür habe er in Paderborn sehr viel Herzlichkeit erfahren: „Irgendwie zeigen sie uns durch ein Lächeln, dass wir willkommen sind“, sagte er dem ZDF. Das bestätigt auch Sozialdezernat der Stadt, das das große Engagement in Paderborn und die vielen Anfragen, wie man ehrenamtlich helfen könne, lobt. Dass das deutschlandweit längst keine Selbstverständlichkeit zu sein scheint, zeigt das große Medieninteresse an diesem Fall. Doch Willi Ernst sieht das positiv: „Dieses Elend vor der Nase zu haben, kann dieser Gesellschaft gut tun, weil es die Leute in ganz neue Koalitionen bringt.“ Der 17-jährige Mahmoud ist jedenfalls dankbar: „Hier bei Willi passiert uns nichts mehr!“
Weiterführende Links:
Paderbunt: Eine Plattform zur Vernetzung von Unterstützerkreisen für Flüchtlinge, für ehrenamtliche und hauptamtliche Betreuer im Kreis Paderborn.
Biohaus-Stiftung von Willi Ernst (Website)
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