Das ZDF zeigte am gestrigen Montag (01.11.2015) die Dokumentation „The Long Distance“, in der unter anderem der Detmolder Manager Volker Wagner auftritt. Er holt seit 27 Jahren Läufer und Läuferinnen von Kenia nach Deutschland, um an deren Preisgeldern zu verdienen. Unter anderem laufen seine Schützlinge auch beim Paderborner Osterlauf. Die ZEIT berichtete gestern unter dem Titel „Letzte Ausfahrt Paderborn“ über den Film und Volker Wagner.
Das Geschäftsmodell eines Managers aus Detmold
Die Film-Dokumentation „The Long Distance“ ist der Diplomfilm des Berliner Nachwuchs-Regisseurs Daniel Sagers an der Filmakademie Ludwigsburg. Die Doku wurde erst kürzlich mit dem „First Steps Award“ ausgezeichnet und lief gestern Nacht um 23:55 Uhr das erste Mal im ZDF: Um der Armut zu entfliehen, trainieren die Kenianer Felix und Eunice in den Bergen Marathonläufe. Der 63-jährige Sportmanager Volker Wagner aus Detmold holt sie für die Jagd nach Siegen und Geld eine Saison lang nach Europa. Er zahlt für ihren Flug, hinterlegt je 3.000 Euro Kaution für ihr Visum und sorgt für ihre Unterkunft (für die die Athleten nach den Wettbewerben aufkommen müssen). Dafür verlangt er allerdings sportliche Höchstleistung: Bei jedem Rennen, das die beiden Kenianer gewinnen, bekommt er 15 Prozent Provision vom Preisgeld. Seit 27 Jahren betreibt er dieses Geschäft.
Die Läufer müssen gewinnen, sonst droht Verlust
Die ZEIT bringt in ihrem Artikel „Letzte Ausfahrt Paderborn“ die Druck-Situation für die Läufer und andererseits auch das Risiko für den Manager Wagner auf den Punkt:
Wenn zu viele seiner Schützlinge nicht genug Prämien erlaufen, um ihm das Geld zurückzuzahlen, das er, etwa für Flugtickets, vorgestreckt hat, macht er Verlust.
Die ZEIT, Letzte Ausfahrt Paderborn, 02.11.2015
Und die Konkurrenz ist groß. Zwar hat Wagner den Handel mit afrikanischen Athleten im deutschen Laufsport erfunden und viele kenianische und äthiopische Läufer von der Straße nach ganz oben gebracht (z. B. Weltrekordlerin Tegla Loroupe oder Olympia-Läuferin Joyce Chepchumba). Doch längst nehmen auch andere Manager, mit mehr Geld und Skrupellosigkeit, afrikanische Läufer unter Vertrag und verdienen an ihren Leistungen.
„Mal fürsorglich, mal gnadenlos, meist hilflos“
Sagers Film zeigt das Abhängigkeitsverhältnis, das aus dieser Situation entsteht: Sowohl für Wagner, der sich selbst von diesem Geschäftsmodell abhängig macht, als auch für die Läufer, die auf die Unterstützung Wagners angewiesen sind und zu immer größeren Leistungen getrieben werden. Die ZEIT sieht in dem „Machertyp Wagner“ eine zwiespältige Figur, die mal fürsorglich, mal gnadenlos, meistens aber hilflos wirke. Besonders deutlich werde dies, wenn „seine Geldprobleme zum Greifen nah sind“:
In seiner Verzweiflung drängt er Eunice dazu, zwei Marathonläufe innerhalb eines Monats zu bestreiten. In Gutsherrenart treibt er sie zu etwas an, was nicht zu verantworten ist.
Die ZEIT, Letzte Ausfahrt Paderborn, 02.11.2015
„Der Laufsport ist ein Geschäft geworden, dem lotterieähnliche Züge anhaften,“ erklärt das ZDF dazu und Regisseur Andreas Sager kommentiert:
Läufer und Manager verschiedener Herkunft haben zwar dasselbe Ziel: sie wollen Geld verdienen, aber ihre Perspektiven sind grundverschieden. Was für viele Ostafrikaner die Suche nach einem Weg aus der Armut ist, scheint für einige europäische Manager der Eifer nach Ruhm und Reichtum.
ZDF, The Long Distance
Hier könnt ihr den Film noch mal in voller Länge sehen — ganz legal:
>> The Long Distance (ZDF)
Hier könnt ihr den ZEIT-Artikel zum Film lesen: