Man muss schon genauer hinschauen, um den kleinen Fleck auf der Landkarte des US-amerikanischen Bundesstaates Illinois überhaupt zu entdecken. Aber da steht der Name tatsächlich: Paderborn! Eine Kirche, ein Gemeindesaal, ein Restaurant und etwa zehn Häuser bilden die kleine Gemeinde im sogenannten „Mittleren Westen“ der USA. Ansonsten landwirtschaftliche Felder, Bäume, Natur, soweit das Auge reicht. 2010 wurden für das amerikanische Paderborn gerade mal 43 Einwohner registriert. Die Gemeinde gilt in den USA als ein zu Statistikzwecken definiertes Siedlungsgebiet (CDP).
Aus einer deutsch-französischen Siedlung wird Paderborn
Paderborn (Illinois) liegt etwa 19 Kilometer von Belleville entfernt — der Stadt, mit der das deutsche Paderborn seit 1990 eine Städtepartnerschaft pflegt. Auch die Bewohner des amerikanischen Paderborns zählen sich zu dieser Partnerschaft, worüber ein Schild vor der St. Michael’s Kirche (1859) informiert. Nachdem um 1800 viele französische Siedler in das Gebiet des heutigen Illinois kamen, folgten ab 1830 deutsche Auswanderer. Von ihnen wurde die Siedlung „German Settlement of Prairie du Long“ gegründet, die 1861 in den Namen „Paderborn“ umgetauft wurde.
Karban’s Knotty Pines – der „versteckte Schatz“ von Paderborn
Außer der Landwirtschaft macht in dem kleinen Örtchen nur das einzige Restaurant auf sich aufmerksam: Karban’s Knotty Pines, was auf deutsch so viel heißt wie „Karban’s knorrige Kiefern“. Obwohl — oder vielleicht gerade weil — der Laden mitten im Nirgendwo liegt, erfreut er sich großer Beliebtheit. Er gilt als „versteckter Schatz mitten in der wunderschönen Landschaft von Paderborn, Illinois.“ Fast 1300 Follower auf Facebook und beste Bewertungen sprechen für sich. Unter dem Motto „Guter Service, gutes Essen, gute Atmosphäre und das kälteste Bier der Umgebung“ bietet das Restaurant deftige amerikanische Gerichte an — natürlich mit viel Beef. Hier gehen eben nur „real people“ essen, meint eine Nutzerin auf Facebook. Und man wisse nie, wen man im Laufe des Abends hier noch alles trifft.
Von St. Libory bis New Hannover
Um die Geschichte perfekt zu machen: Nur knapp 30 Kilometer von Paderborn entfernt liegt die kleine Gemeinde St. Libory (deutsch: Sankt Libori). Ohnehin wurde das Gebiet um Paderborn sehr durch deutsche Siedler geprägt, was sich noch heute an vielen Städtenamen erkennen lässt: Jeweils etwa 20 Kilometer von Paderborn befinden sich Freeburg (deutsch: Freiburg) und Wartburg, weiter westlich liegt New Hannover, im Osten New Minden und Germantown und im Süden New Offenburg und Weingarten. Andere Städtenamen nehmen auch vereinzelt Bezug auf weitere Länder, wie die Städte Belgique (deutsch: Belgien), Denmark (deutsch: Dänemark), New Athens oder Sparta.
Impressum | Datenschutz