Gegen 16:40 Uhr ereignete sich am Montagnachmittag (08.02.2016) einer der größten Brände in den letzten Jahrzehnten in Paderborn: Eine Lagerhalle des Fleisch-Verarbeiters Westfleisch an der Halberstädter Straße ging in Flammen auf. Starker Brandgeruch und riesige Rauchwolken zogen über weite Teile Paderborns und waren schon von weitem zu erkennen. Die Polizei warnte davor mit Lautsprecher-Durchsagen, Medienberichten und der KATWARN-App. Sie forderte die Bewohner auf, Fenster und Türen geschlossen zu halten.
Einsatzkräfte noch den ganzen Dienstag vor Ort
Unten geht’s weiter
Seit 20 Uhr gestern Abend hatten die Einsatzkräfte den Brand unter Kontrolle. Seit 02:00 Uhr am Dienstagmorgen (09.02.2016) wurden die Einsatzkräfte bedarfsgerecht zurückgezogen. Die Einsatzmaßnahmen der Feuerwehr werden sich jedoch noch über den heutigen Tag erstrecken. Es laufen sogenannte Nachlöscharbeiten. 321 Einsatzkräfte und 100 Einsatzfahrzeuge aus Paderborn, Bad Lippspringe, Borchen und Delbrück waren bei dem Großbrand vor Ort.
Verletzte ins Krankenhaus gebracht
Einsatzleiter Ralf Schmitz sowie ein erster offizieller Feuerwehr-Bericht erklärten, dass bei dem Brand zwei Menschen aus dem Firmenumfeld verletzt wurden: Eine 26-jährige Mitarbeiterin, die sich im Gebäude befand und eine leichte Rauchvergiftung erlitt, und ein 47-jähriger LKW-Fahrer, der komplett von den Rauchwolken in seinem Fahrzeug eingeschlossen war. Er hatte sich telefonisch beim Notruf gemeldet und seine ausweglose Situation erklärt. Sofort wurde zur Rettung des LKW-Fahrers ein Atemschutztrupp mit einer Fluchthaube eingesetzt. Lebensgefahr bestehe in beiden Fällen nicht, allerdings wurden sie zur stationären Beobachtung in zwei verschiedene Krankenhäuser gebracht. Zudem wurden zwei Feuerwehrleute verletzt.
Transportband hatte Feuer gefangen
Der Brand entwickelte sich offenbar aus einem Transportband, das Feuer gefangen hatte. Danach stiegen die Flammen in die Zwischendecke und ließen ein Flachdach einstürzen. Zur Zeit der Brandentwicklung hatte es ein starkes Unwetter über Paderborn gegeben. Laut Zeugen soll es einen Blitzeinschlag in der Nähe der Westfleisch-Anlage gegeben haben, der auch auf kachelmannwetter.de registriert wurde.
Schaden in Millionenhöhe
Der Schaden wurde nach Angaben der Feuerwehr zunächst vorsichtig auf rund fünf Millionen Euro geschätzt. Die Polizei geht jedoch mittlerweile von einem zweistelligen Millionenbetrag aus. Bereits 2013 hatte es durch einen Brand in einer Ladestation für Elektro-Gabelstapler bei Westfleisch einen Millionenschaden gegeben. Westfleisch ist einer der größten Fleisch verarbeitenden Betriebe und Arbeitgeber der Region.
Mehrere Explosionen – Schadstoff-Messungen vor Ort
Mehrere Explosionen waren während des Einsatzes zu hören, die von den gelagerten Gasflaschen und anderen explosiven Gegenständen verursacht wurden. Auch mehrere kleinere Explosionen erzeugten laut Feuerwehr zum Teil große Stichflammen. Das Einsatzgebiet wurde von der Polizei komplett abgeriegelt. Zur Messung möglicher Schadstoffe, die durch den Brand ausgetreten sein konnten, wurden sieben sogenannte Erkunder-Fahrzeuge angefordert und zwei weitere Messfahrzeuge vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz. Erste Messungen konnten nur geringe Konzentrationen von Ammoniak im Bereich der Brandstelle feststellen. Grenzwerte wurden nicht überschritten.
Die Rauchwolken zogen während des Brandes Richtung Südring-Center und Universität. Auf dem Campus verdüsterte der Rauch zeitweise den Himmel, der Brandgeruch war überall deutlich zu riechen. Eine Klausur wurde per Mail abgesagt.
1.000 Schweine wurden evakuiert
Etwa 1.000 Schweine des Betriebs konnten von den Einsatzkräften evakuiert werden. Sie wurden in einer aufwendigen Aktion in bereitstehende LKW verladen und abtransportiert. Allerdings mussten zwei Tiere erschossen werden; nach unterschiedlichen Aussagen, weil sie sich in einem Gitter verklemmt hatten und/oder aggressiv wurden.
Rauchwolken erschwerten Einsatz
Der Feuerwehr-Einsatz wurde durch die starken Windböen erschwert, der den dichten Rauch auf die Straße zum Einsatzort drückte und den Feuerwehrleuten zeitweise vollkommen die Sicht versperrte. Der Wind und die Tierfette beförderten zudem die Brandausbreitung in dem Westfleisch-Gebäude, sodass die Feuerwehr die Löscharbeiten im Innenbereich abbrechen musste.