Der Flughafen Paderborn/Lippstadt ist in den letzten Wochen Dauerthema in den Schlagzeilen der Regional-Zeitungen gewesen. Positiv- und Negativ-Meldungen wechselten sich ab und über allem schwebte die Frage: Lohnt sich der Flughafen Paderborn/Lippstadt eigentlich noch? Wir haben die wichtigsten Meldungen und Argumente der letzten Wochen zusammengetragen, um euch einen guten Überblick zu verschaffen, und fragen euch: Was meint ihr?
Kontra: BUND erklärt Flughafen Paderborn/Lippstadt für unwirtschaftlich
[sc:ad2]Ende August stufte die Umweltorganisation BUND vier Regionalflughäfen in Nordrhein-Westfalen als überflüssig ein — darunter auch der Airport Paderborn/Lippstadt. Der Flughafen sei „chronisch defizitär“ und würde nur durch Subventionen am Leben gehalten. Er hätte „keine Chance auf Wirtschaftlichkeit“ und verbuche sinkende Flugbewegungen und Passagierzahlen, lautete der Vorwurf.
Blödsinn, entgegnete der Flughafenverband ADV. Der Flughafen sei „unverzichtbar für den Wirtschaftsstandort“. Die Grünen unterstützen hingegen den Vorschlag des BUND, statt des Flughafens stärker auf Schienenverkehr zu setzen: „Flugreisen sind die mit Abstand klimaschädlichste Form des Reisens“, sagte Arndt Klocke, der Verkehrsexperte der Fraktion. Ginge es nach dem BUND, sollten die Subventionen für die Regionalflughäfen bis 2024 auf Null zurückgefahren werden: NRW sei ein „Flugzeugträger für Billigflieger“ geworden.
Pro: Steigende Passagierzahlen seit einem Jahr!
Zwar stimmt es, dass Paderborn/Lippstadt seit 2011 sinkende Passagierzahlen verzeichnet und seit 2010 nicht mehr die Millionen-Marke geknackt hat, aber die Vorwürfe des BUND ignorieren die derzeitige Entwicklung des Flughafens: Seit einem Jahr verzeichnet der Airport eine positive Entwicklung der Passagierzahlen. Bereits Anfang August hatte PAD auch für die diesjährige Sommer-Saison steigende Passagierzahlen vermeldet: Rund 92.000 Fluggäste sind demzufolge im Juli von Paderborn aus in den Sommerurlaub gestartet — ein Anstieg von einem Prozent gegenüber 2014. Im August konnte das sogar noch mal überboten werden: Fast 100.000 Passagiere bedeuteten einen Anstieg von über 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Und das obwohl aufgrund der angespannten Situation in Tunesien mehrere Flüge gestrichen werden mussten. Für Oktober erhöhte die Fluggesellschaft Sun Express sogar die Zahl der Flüge nach Antalya aufgrund der hohen Nachfrage in Paderborn. Die beliebtesten Reiseziele in diesem Sommer waren Palma de Mallorca, Antalya, Fuerteventura und Gran Canaria.
Pro: Wirtschaftlichster Regionalflughafen Deutschlands
Auch gegen den Vorwurf der Unwirtschaftlichkeit wehrt sich Marc Cezanne, Geschäftsführer des Flughafens Paderborn/Lippstadt: Paderborn/Lippstadt sei der wirtschaftlichste Regionalflughafen Deutschlands und habe lange schwarze Zahlen geschrieben, bevor man ins Defizit gerutscht sei. Damit kritisiert er auch die Einstufung im Entwurf des Landesentwicklungsplans aus dem Juni 2015. Hier wurde Paderborn/Lippstadt nur als regionalbedeutsam eingeordnet, während der Flughafen Münster/Osnabrück eine Einstufung als landesbedeutsam erhielt — obwohl beide Flughäfen eine vergleichbare Größenordnung haben.
Bereits 2012 wies der damalige Geschäftsführer des Flughafens Paderborn/Lippstadt, Elmar Kleinert, darauf hin, dass sinkende Passagierzahlen und wirtschaftliche Defizite auch auf den unfairen Wettbewerb mit Nachbarflughäfen wie Dortmund oder Kassel zurückzuführen seien. Der Airport Dortmund kann über seinen Mehrheitsgesellschafter, die Stadtwerke Dortmund, sein Defizit von bis zu 30 Millionen Euro einfach ausgleichen. Auch der Flughafen Kassel/Calden wird durch das Land Hessen als Mehrheitseigentümer mit rund 187 Millionen Euro zu großen Teilen finanziert. Kleinert hielt dies für eine „Wettbewerbsverzerrung“, die „politisch motiviert“ sei. Die EU-Kommission prüfte diese Verhältnisse, gab dem Aiport Dortmund aber Recht. Auch der Flughafen Kassel/Calden muss sich nach einem EU-Beschluss erst ab 2024 alleine finanzieren.
Kontra: Condor zieht sich aus Paderborn zurück
[sc:ad2]Vor wenigen Tagen erfolgte dann die Hiobsbotschaft: Die Fluggesellschaft Condor zieht sich überraschend aus Paderborn zurück. Das wiegt umso schwerer, da Condor erst letztes Jahr zum zweitwichtigsten Partner des Paderborner Airports aufgestiegen ist und sich nun von diesem als einzigen Flughafen überhaupt zurückzieht. Rund 15 Flugverbindungen nach Mallorca, auf die kanarischen Inseln, in die Türkei und nach Ägypten werden schon im kommenden Winter gestrichen. Nach Angaben der NW, seien wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend für den Rückzug — auch hohe Start- und Landegebühren spielen hier offenbar eine Rolle.
Pro: Größeres Flugangebot ab Winter 2015
Schon kurz nach der Meldung über den Rückzug von Condor, hatte Paderborn/Lippstadt eine Lösung parat: Man sei sicher, den Ausfall der Fluggesellschaft durch Alternativangebote kompensieren zu können. Insbesondere durch den wichtigsten Partner Air Berlin soll ein Ausgleich geschaffen werden. Im Winter 2015 nimmt die Fluggesellschaft bereits Las Palmas neu ins Angebot auf. Im Sommer 2016 soll das touristische Flugangebot um mehr als 10 Prozent weiter ausgebaut werden; ein Neuanflug von Menorca ist geplant. SunExpress nimmt außerdem Fuerteventura neu in ihr Flugprogramm auf.
Eventuell könnte auch die litauische Charter-Fluggesellschaft Small Planet Airlines ab Sommer 2016 neue Flüge vom Paderborner Flughafen starten. Aktuelle Gerüchte konnten bislang zwar noch nicht bestätigt werden, Ende Oktober soll dies aber nachgeholt werden.
Die neue Image-Kampagne des Flughafen Paderborn/Lippstadt Mein Heimathafen macht jedenfalls jetzt schon auf die Vorzüge des Airports aufmerksam:
Wir sind der Heimathafen für rund fünf Millionen Menschen und Business-Airport für eine der bedeutsamsten Wirtschaftsregionen in Deutschland. Das wollen wir auch in unserer Kommunikation noch bewusster als bisher zum Ausdruck bringen.
Dr. Marc Cezanne (Flughafen-Geschäftsführer PAD)
Bildnachweis: Chin tin tin | Creative Commons
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