Die Stadt Paderborn hat die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung an der Planung der neuen Zentralstation veröffentlicht. Paderborner Bürgerinnen und Bürger waren dazu aufgerufen worden, Anregungen und Kritikpunkte zur Verlegung der Zentralstation an die Westernmauer zu äußern. Insgesamt gingen 514 Anregungen ein, der Großteil davon bei der Bürger-Information am 17. Mai 2015. Wir haben in diesem Artikel die wichtigsten Anregungen und Kritikpunkte sowie die Reaktion der Planungsverantwortlichen für euch zusammengefasst. Hier vorab eine schnelle Übersicht der in diesem Artikel behandelten Punkte:
- Kritik: Die Zentralstation soll nicht verlegt werden!
- Alternative: Verlegung der Zentralstation an die „Alte Torgasse“ aufgrund von Befürchtungen, der Einzelhandel könnte geschwächt werden
- Reduzierung von Lärm, Abgas und Erschütterung
- Erhalt der Wallanlage und der Baumbestände
- Bessere Koordination von Fußgängern und Radfahrern
- Angsträume sollen abgebaut werden
- Was wird aus der jetzigen Zentralstation?
- Die neue Zentralstation soll barrierefrei werden
Am Ende des Artikel könnt ihr die Ergebnisse zudem in Tabellen- und Diagramm-Form als PDF herunterladen.
Renovierung oder Verlegung in Richtung „Alte Torgasse“
Etwa 7,4 % der eingegangenen Anregungen setzten sich für den Erhalt und die Renovierung der Zentralstation ein. Dem erteilte die zuständige Dr. Brenner Ingenieursgesellschaft mbH in einer Stellungnahme jedoch eine Absage:
Durch die heutige dezentrale Verteilung von Haltestellen an der Zentralstation und an der Westernmauer ist die Orientierung und das Umsteigen für Fahrgäste erschwert. Mit der Verlagerung der Zentralstation ergibt sich die einmalige Chance, Bushaltelinien zu bündeln und somit das Umsteigen zwischen den verschiedenen Linien zu erleichtern. Für einen zukunftsfähigen öffentlichen Nahverkehr ist die Verlagerung der Zentralstation eine Notwendigkeit.
5,8 % wünschten sich eine Verlegung der Haltestelle in Richtung „Alte Torgasse“, da dadurch ein besserer Anschluss zum Einkaufsschwerpunkt der Westernstraße erreicht würde. Ansonsten würde der Einzelhandel in der Westernstraße geschwächt. Von „Geschäftssterben“ und einem „erheblichen Verlust an Fußgängern und Besuchern im Bereich der unteren Westernstraße“ war die Rede: „Die Stadt kann nicht einerseits die
Gewerbesteuer anheben wollen und uns gleichzeitig die Kunden wegnehmen“, beklagte eine Geschäftsinhaberin. Die Planungs-Verantwortlichen sehen darin jedoch kein Problem:
Im Zusammenhang mit einer gut ausgebauten Verbindung zu den restlichen Haltepositionen der ZOH bzw. eines generell angepassten Fußwegekonzepts ist weiterhin die Anbindung des besagten Einkaufsbereichs an den ÖPNV gewährleistet.
Weniger Lärm, mehr Grün
8,6 % forderten eine stärkere Beachtung von Lärm-, Abgas- und Erschütterungs-Auswirkungen. In einer Stellungnahme der zuständigen Dr. Brenner Ingenieursgesellschaft mbH heißt es, dass man die Auswirkungen durch folgende Maßnahmen minimieren werde:
- Die Haltepositionen sollen sich an der Wallanlage orientieren und damit eine Pufferzone zur Blockrandbebauung der Westernmauer geschaffen werden.
- Des Baumbestand soll als Kompensationsfaktor erhalten bleiben
- Es sollen spezielle Tiefbau-Elemente zum Schutz des Baumbestandes unter anderem gegenüber Erschütterungen verwendet werden
Damit gehen die Verantwortlichen auch auf eine weitere Forderung der beteiligten Bürger ein: 5,8 % war besonders wichtig, dass die Wallanlage gewahrt und der Baumbestand erhalten und vervollständigt wird. „Ziel der Planung ist die Erhaltung des grünen Rings„, heißt es in der Stellungnahme. Allerdings werde eine Verlegung der Zentralstation an die Westernmauer „eine angepasste Gestaltung der Grünaspekte bedingen.“ Hierbei sollen Bäume und Grünflächen dem Platz eine „hohe Aufenthaltsqualität“ sichern. Der zum Teil im Boden liegende Verlauf der Stadtmauer soll zudem „an der Oberfläche gestalterisch eingebunden werden.“
Im Übrigen werde auch der Einsatz von Elektrobussen zur Vermeidung von Lärm und Abgasen befürwortet, dies sei allerdings „nicht Teil des vorliegenden Projektes.“
Bessere Koordination von Fußgängern und Radfahrern
8,2 % wiesen zudem darauf hin, dass die Koordination zwischen Fußgängern und Fahrradfahrern besser gelöst werden müsse. So schreibt ein beteiligter Bürger:
Busfahrgäste haben es beim Umstieg oftmals sehr eilig, sind bei der Querung nicht ausreichend konzentriert. Radfahrer sind oftmals mit abenteuerlicher Geschwindigkeit auf Radwegen unterwegs. Fußgänger werden weggeklingelt oder weggeschimpft. Aus meiner Sicht ist die sehr deutliche Markierung des Radweges erforderlich.
Darauf werden die Planungsveranwortlichen eingehen und Radfahrer nicht wie derzeit über die neue ZOH-Insel führen, sondern „entlang der Westernmauer auf einem gesonderten Radfahrstreifen“. Weiter heißt es: „Die Querungen Westernmauer, Westerntor und Alte Torgasse werden durch entsprechende rad- und fußgängerfreundliche Übergänge sichergestellt.“
Angsträume abbauen
Für 6,8 % war besonders wichtig, die Zugangsmöglichkeiten von und zur Innenstadt zu prüfen und mögliche Angsträume abzubauen. Die Planungsverantwortlichen versprachen, dass durch die „gastalterische Aufwertung und einem stärkeren Fußgängerverkehr die Bildung von Angsträumen reduziert bzw. vermieden werden kann.“ Die neue Zentralstation werde „möglichst offen und ohne dunkle Ecken geplant.“ Zudem werde ein generelles Alkoholverbot auf der gesamten Anlage geprüft.
Was wird aus der jetzigen Zentralstation?
Auch zur zukünftigen Nutzung der alten Zentralstation wurden Vorschläge eingereicht. So wurde etwa der Wunsch geäußert, dass die Flächen der jetzigen Zentralstation zu einem Parkplatz oder Parkhaus umgestaltet werden. Die Königsplätze sollten darüber hinaus zu „einem Center, ähnlich dem des Südrings, umgebaut werden. Ein Mix aus Lebensmittel- und Konsumgüter-Geschäften.“ Die Planungsverantwortlichen sehen den Umbau in ein Parkhaus aber eher kritisch. In diesem Bereich werde es künftig wohl eher geringen Bedarf geben. Stattdessen seien attraktive Einzelhandels- und Gewerbenutzungen zu bevorzugen, heißt es.
Auch über den Vorschlag eines weiteren Bürgers mache man sich Gedanken: Die Fläche der jetzigen Zentralstation könne doch als Markthalle genutzt werden. „So zentral gelegen könnte das ein ‚Magnet‘ sein. Und so etwas gibt es in Paderborn noch nicht!“
Barrierefreie Busstation
Ein wichtiges Anliegen war vielen auch die Barrierefreiheit an der neuen Zentralstation. Dies gelte sowohl für den Umstieg als auch für die Nutzung der Fahrgastinformationen. Hierauf gingen die Planungsverantwortlichen uneingeschränkt ein: Die neue ZOH werde barrierefrei sein, hieß es. Es werde ein „schnelles und barrierefreies Umsteigen zwischen den Bussen gewährleistet.“ Auch die Fahrgastinformation an der ZOH wird „nach höchstmöglichen Ausbaustandards der Barrierefreiheit ausgestaltet werden.“ Unter anderem werde es einen Dynamischen Fahrgastinformationsanzeiger (DFI) mit Sprachausgabe geben.
Weiterführende Links:
- Ergebnisse der Bürgerbeteiligung als Diagramm (PDF)
- Ausführliche Auflistung der Anregungen und Statements (PDF)