Seit Mitte 2014 steht das Kriminalitäts-Phänomen der sogenannten „Antänzer“ im Fokus der Kreispolizeibehörde Paderborn. Vorwiegend Taschendiebstähle, aber auch einzelne Sexualdelikte, werden aus dieser Szene verübt. Landrat Manfred Müller hat sich angesichts der Ereignisse in Köln in dieser Woche ein Lagebild für Paderborn erstellen lassen, um zur hiesigen Situation aktuell Stellung zu beziehen.
Höhere Polizeipräsenz in der Innenstadt
Müller verurteilte „die kriminellen Übergriffe in Köln, Hamburg und anderen Städten zutiefst“ und sprach seine Hoffnung aus, dass die Täter zeitnah überführt werden. Zur Kriminalitätslage in Paderborn erklärte der Landrat weiter:
Seitdem die „Antanz-Masche“ im Zusammenhang mit Taschendiebstählen bekannt geworden ist, haben wir die Bevölkerung immer wieder über dieses Phänomen informiert und die Problematik in unsere Präventionsarbeit einfließen lassen. Wir haben Wirte und Personal in den Innenstadt-Lokalen sensibilisiert. Darüber hinaus gilt für die Innenstadt ein angepasstes Konzept mit erhöhter Polizeipräsenz.
Manfred Müller, Landrat
Mitte 2014 wurden die ersten Taten angezeigt. Die Tatorte liegen durchweg in der Paderborner Innenstadt. Meistens treten die Tätergruppen an Wochenenden spät in der Nacht auf. Viele ihrer Opfer sind Frauen, aber auch Männer werden angetanzt. Oft sind die Bestohlenen alkoholisiert — auch ermittelte Täter waren angetrunken.
Täter tanzen und rempeln Opfer an
In vielen Presseberichten hat die Polizei seitdem deutlich gemacht, wie die Täter vorgehen. So erklärte die Polizei, dass die Täter oft in vermeintlich weinseliger Feierlaune um ihre Opfer herumtanzen. Kleine „Rempler“ nutzen sie verschlagen, um unbemerkt an deren Portmonee zu gelangen. (Bericht vom 30.09.2014) Nicht selten agieren mehrere Täter zusammen. Die sogenannten „Antänzer“ spiegeln ausgelassene „Partystimmung“ vor, tanzen und suchen gezielt den Körperkontakt zu ihren Opfern, um bei einem Rempler blitzschnell zuzugreifen. (Bericht vom 04.12.2015) Rund ein Dutzend solcher Taten gab es in den letzten sechs Wochen — einige Tatverdächtige wurden festgenommen.
Sexualdelikte gegen Frauen
In den letzten Wochen sind darüber hinaus einige Fälle angezeigt worden, bei denen Frauen im Intimbereich oder den Brüsten berührt oder angefasst worden sind. So auch Ende November in einem Innenstadt-Lokal und in der Westernstraße:
In diesem Zusammenhang sind vier Tatverdächtige ermittelt worden. Es handelte es sich — wie fast ausnahmslos auch bei den ermittelten „Antänzern“ — um junge Nordafrikaner.
Manfred Müller, Landrat
Allerdings sei die Anzahl der Sexualdelikte insgesamt seit Jahren deutlich rückläufig, so Müller weiter.
Anzahl der Sexualdelikte rückläufig
Die Anzahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sind in den letzten Jahren laut polizeilicher Kriminalstatistik (PKS) deutlich gesunken. Im Jahr 2008 registrierte die Kreispolizeibehörde Paderborn 244 Taten — im Jahr 2014 waren es „nur“ noch 139 bekannte gewordene Delikte (Bericht als PDF downloaden). 2015 wurden bis Ende November 100 Fälle erfasst.
Den Polizeibericht über die Silvesternacht in Paderborn könnt ihr hier lesen.
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