Vor ein paar Tagen wurde bekannt, dass die US-Firma Diebold seinem direkten Konkurrenten Wincor Nixdorf ein Übernahme-Angebot gemacht hat. Nun ist die Sorge groß, welche Konsequenzen ein solcher Deal für das Paderborner Unternehmen mit sich bringen würde. Auf der einen Seite weisen zuversichtliche Stimmen auf den — naturgemäß — enormen Kursanstieg der Nixdorf-Aktie hin, seitdem die Übernahme bekannt ist. Nixdorf sei eine Marke in Deutschland, die sich der US-Konzern zunutze machen könne, statt sie zu zerstören. Schließlich ist Diebold in Deutschland bislang noch nicht vertreten. Der WDR berichtet gar von einer „vertraulichen Einschätzung aus Verhandlungskreisen“, die Wincor Nixdorf in den Gesprächen mit Diebold auf Augenhöhe sieht. Man hoffe, „Schaden am Stammsitz Paderborn durch die Übernahme verhindern zu können.“
„Der Name Nixdorf dürfte wohl bald verschwinden“
[sc:ad1]Weit weniger optimistisch sieht es die Neue Westfälische: Die Mitarbeiter von Wincor Nixdorf seien „mächtig überrascht“ gewesen, als sie erst am Wochenende per Dienst-Mail über die Gespräche mit Diebold informiert wurden. NW-Redakteur Peter Hasenbein sieht mit der Übernahme zudem das Ende der Marke „Nixdorf“ gekommen:
Der Name Nixdorf dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach bald vom Heinz-Nixdorf-Ring verschwunden sein. Kaum vorstellbar, dass Diebold den Namen leben lässt, immerhin geht’s um eine Übernahme, nicht um eine Fusion.
Peter Hasenbein, Neue Westfälische, 19.10.2015
Was mit Unternehmen passieren könne, deren Konzernchefs „mit Paderborn gar nichts mehr zu tun haben“, zeige die kürzlich bekanntgegebene Schließung von Fujitsu.
„Der Stellenabbau könnte noch drastischer ausfallen!“
Bereits Ende April gab Wincor Nixdorf einen massiven Stellenabbau bekannt: In den nächsten drei Jahren sollten 1.100 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, davon 500 allein in Deutschland. Bislang wurden bereits 200 Stellen in Paderborn gestrichen. NW-Redakteur Martin Krause sieht diesen Negativ-Trend für OWL mit der Übernahme fortgesetzt:
Kompetenzen werden verlagert (im Fall Wincor wohl in die USA), in Paderborn wird es weniger hochdotierte Entscheidungsträger geben, die heimische Zulieferbranche muss mit Einbußen rechnen, und auch der Stellenabbau könnte noch drastischer ausfallen als ohnehin schon geplant.
Martin Kraus, Neue Westfälische, 19.10.2015
Dabei könnte nach Meinung von Kraus auch die Beratung durch die Investment-Banker Goldman Sachs entscheidend sein. Denn deren Aufsichtsratschef Alexander Dibelius war lange Deutschland-Chef für die US-Bank und könne vom Nixdorf-Ausverkauf möglicherweise profitieren.
Dreier: „Alles dafür tun, dass Arbeitsplätze in Paderborn erhalten bleiben“
[sc:ad2]Bürgermeister Michael Dreier, der sich derzeit auf einer Dienstreise in Paderborns spanischer Partnerstadt Pamplona befindet, nahm die „Hiobsbotschaften für unseren IT-Standort Paderborn […] mit großem Bedauern zur Kenntnis“. Allerdings hofft er, dass der Standort Paderborn für Wincor Nixdorf weiterhin von Bedeutung bleiben werde. Er stehe jederzeit für Gespräche zur Verfügung, die die Situation für die Mitarbeiter und den IT-Standort Paderborn verbessern:
Es gilt bei Wincor Nixdorf alles dafür zu tun, dass möglichst viele Arbeitsplätze in Paderborn erhalten bleiben.
Denn bei allen Spekulationen ist nach wie vor festzuhalten, dass die Übernahme noch nicht in trockenen Tüchern ist und auch das Kartell-Amt noch grünes Licht geben muss.
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